Die
Zusammenarbeit in der Abwicklung der Folgen der Flugzeugkatastrophe in
Deutschland brachte die Völker einander Näher und gab einen Impuls für die
Entwicklung von vielseitigen Beziehungen
Am 13. November
weilte eine offizielle Delegation aus Baschkortostan in Deutschland, um der
Dankbarkeit unser Republik den Bürgern des Bundeslandes Baden-Württemberg
Ausdruck zu verleihen, welche an der Abwicklung der Folgen der Katastrophe
teilnahmen. Die Delegation leitete der Vizepremiereminister der Republik
Baschkortostan (RB) Ramil Mirssajew, in der Gruppe befand sich ebenso der Leiter
des Präsidialamtes der RB, Ildar Gimajew, der Minister für Industrie, Außenbeziehungen
und Handel der RB, Boris Kolbin, der Vertreter des Ministeriums für auswärtige
Angelegenheiten der Russischen Föderation in der Stadt Ufa, Sinnur Mardanow und
andere Persönlichkeiten. Am Flughafen von Friedrichshafen trafen sie den
Minister für Umwelt und Verkehr des Landes Baden-Württemberg Ulrich Müller,
den Oberbürgermeister der Stadt Überlingen Volkmar Weber, andere Vertreter
deutscher Behörden und auch den Botschafter der Russischen Föderation (RF) in
der BRD Sergei Krylov, den Generalkonsul der RF in Bonn Sergei Nitschajev, den
Vertreter der RB in Österreich Wadim Pletnjov. All diese hatten am Tag der Tragödie
eine Menge von Dingen auszuführen, die Abstimmung der gut organisierten Arbeit
der vielen Dienste und von hunderter Menschen.
Bei dem Fleckchen
Brachenreuthe an der Wegeskreuzung wo sich das drei Meter hohe Holzkreuz
befindet stehen auf diesem die Ziffern 01.07.2002. In Deutschland wird üblicherweise
das Datum der Tragödie mit dem ersten Juli angegeben, bei uns war bereits der
zweite Juli angebrochen. Jeder Deutsche weiß, dass es an diesem Tag passierte.
Bis heute bringen die Bewohner Blumen hier her und stehen trauernd vor dem
Kreuz. Hier und heute versammelten sich viele von ihnen: Augenzeugen,
freiwillige Helfer, Übersetzer.
Ein Trauerkranz
der gesamten Republik wurde im Angedenken niedergelegt. Mit kargen Worten „wir
erinnern, wir lieben, wir trauern“ die die ganze Schwere des Verlustes nicht
mitteilen können. Einer nach dem anderen treten die Menschen auf das schon
zertretene Gras vor, scharlachrote Rosen niederlegend. Eine Schweigeminute. Der
Oberbürgermeister von Überlingen Volkmar Weber spricht es aus : Wir trauern
mit ihnen. Wir erinnern jenen Tag, als die Angehörigen der Verstorbenen am Ort
des Unglückes waren. Sie nahmen mit sich in ihre Heimat Erden, sammelten Ähren
vom Roggenfeld in das ein Trümmerteil des Flugzeuges stürzte. Nun ist dieser
Rogen gedroschen und wir möchten ihnen symbolisch diese Ernte für die Eltern
als Zeichen unserer Freundschaft und Gastfreundschaft übergeben“.
Ramil Mirssajew
nimmt den Korb mit den leinenen Säckchen gefüllt mit dem Korn entgegen. „Wir
die Bürger der Republik, sind ihnen dankbar für ihre große unschätzbare
Hilfe. Man sagt, Freunde lernt man im Unglück kennen. Sie teilten mit uns den
Kummer, durch diese Tragödie kamen wir uns näher. Ich denke unsere
Freundschaft wird sich Jahr für Jahr festigen. Hier her werden die Eltern und
Verwandten kommen und ich hoffe sie werden sie genau so warm empfangen, wie sie
uns empfangen, sagt er. Wir freuen uns sie in unser Land einladen zu können,
ihnen zu zeigen wie wir leben, sie mit unserer Kultur, Wirtschaft und natürlich
den Menschen bekannt machen zu können.
Der zweite Teil
des Besuches war in Stuttgart eingeplant, der Hauptstadt des Bundeslandes
Baden-Württemberg. Bis zur Hauptstadt fliegt man aus Friedrichshafen eine halbe
Stunde. In einem der schönsten Gebäude der Stadt, dem neuen Schloss, fand die
festliche Aushändigung der Dankesbriefe und Erinnerungsgeschenke statt. Mehr
als hundert Personen versammelten sich im Marmorsaal des Schlosses.
„Liebe Freunde
aus Baschkortostan! Niemand von uns wird je das tragische Ereignis vom ersten
Juli vergessen. Wir begreifen die große Last des Verlustes, welches sich in
jener Nacht ereignete. Die Regierung Baden-Württemberg dankt den Polizisten,
der Feuerwehr, welche eine sehr große Arbeit leisteten, allen die mit den
Suchdiensten betraut waren, der Identifizierung der Körper und auch den
Bewohnern von Überlingen und den umliegenden Siedlungen, welche an diesem
schweren Tag halfen. Als die Angehörigen in unserem Land waren, verstanden sie,
dass wir ihre Gefühle teilen. Ich möchte ihnen die Anerkennung unserer
Regierung, von Herrn Teufel ausdrücken. Für uns ist es eine große Ehre, dass
bei diesem Empfang hohe Gäste aus Russland und Baschkortostan teilnehmen“,
sagte der Innenminister des Landes Baden-Württemberg Thomas Schäuble.
In den
darauffolgenden Worten sagt der stellvertretende Ministerpräsident
Baschkortostans Ramil Mirssajew, welch unwiederbringlicher Verlust unsere Herzen
mit Schmerz erfüllt. Aber wir blieben nicht mit unserem Leid allein. Die
deutsche Seite vermochte alle Arbeit, an der tausende Menschen teilnahmen, sehr
exakt zu organisieren. Und so viel Barmherzigkeit, und menschliches Mitleid
wurden den Eltern und Verwandten der Verstorbenen entgegengebracht! In den
vergangenen Monaten entstand zwischen unseren Völkern ein wechselseitiges Verständnis,
welches sich, so hoffen wir, vielfältig weiter entwickelt in diesen wie auch in
Geschäftsbeziehungen. Durch Beschluss des Präsidenten sind 110 deutsche Bürger
zur Erholung im Januar in die besten Sanatorien der Republik eingeladen.
Im Namen des Präsidenten
der RB Murtasa Rachimov händigte Ramil Mirssajew für das entgegengebrachte
Mitgefühl, die Umsicht und die hohe Professionalität Dankschreiben einigen,
die an den Maßnahmen zur Abwicklung teilnahmen, aus. In Erinnerung an jenen Tag
erhielten einige tapfere deutsche Menschen ein baschkirisches Souvenir,
Steinplatten oder Schatullen aus echtem Uralgestein. Und vielen der
Ausgezeichneten traten Tränen in die Augen, tief in der Seele bewegt. Für
jeden fand Ramil Nurewitsch warme Worte.
In der persönlichen
Unterredung drückte die baschkirische Seite die Besorgnis aus, dass sich die
Untersuchung der Ursachen der Flugkatastrophe in die Länge ziehen könnte. Die
Regierungsvertreter, beteuerten, dass die Arbeiten den üblichen Verlauf gingen.
Das Gutachten, welches die Ursachen nachgeht, wird im Sommer erwartet.
Ebenso wird bis
zum Sommer das Model des Denkmals fertiggestellt, welches die deutsche Seite
plant am Ort der Tragödie zu errichten. Es wurde ein Wettbewerb verschiedener
Entwürfe beschlossen, an welchem auch russische Architekten, Designer, Künstler
teilnehmen. Im Frühling versammelt sich eine Jury, in deren Zusammensetzung
sich einer der Eltern der Verstorbenen und ein baschkirischer Architekt befinden
wird.
Es ist, wie wenn
es nie solch eine traurige Mission für unsere Delegation gegeben hätte, aber
alles im Leben geht weiter. Doch das Schicksal, dass uns durch einen so bitteren
Anlass zusammentreffen lies, veranlasste die Regionen sich gegenseitig genauer
zu betrachten. Wie beide Seiten klarstellten, könnten die Interessen vielfältig
sein.
Zum Beispiel gibt
es in Baden-Württemberg eine hochentwickelte Maschinenbauindustrie. Es entstand
der Vorschlag eine Kooperation mit der Neftekamski Autofabrik anzubahnen, zur
Erschließung der Herstellung von städtischen Bussen mit der Firma
„Neoplan“, welche Fernreisebusse herstellen. Es gibt den Vorschlag zu
untersuchen ob eine Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz möglich ist. Vorgeschlagen
wurden die Dienstleistungen der Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Baden-Württemberg. Diese ist bereit bei der Veranlassung eines
Wirtschaftstreffens zu helfen, beim Anbahnen persönlicher Kontakte, bei der
Organisation einer Delegationsreise und weiterem. Es wurde in den Absprachen
erreicht, dass in der ersten Hälfte des Jahres 2003 eine Gruppe deutscher
Experten nach Baschkortostan reist um sich mit der Republik vertraut zu machen.
Und wir an der Reihe schlugen eine Präsentation baschkirischer Unternehmen in
Baden-Württemberg vor. Es gibt ein großes Interesse am Straßenbau, dieser ist
bei den Deutschen auf Spitzenposition. Der Kontakt der Jugend ist möglich, es mögen
Schüler aus baschkirischen und deutschen Schulen, Studenten in Briefkontakt
treten und sich gegenseitig besuchen.
Aber das ist Sache
der Zukunft. Und da taucht der Gedanke auf, dass dieser fatale Zufall uns dazu
brachte uns an die normalen menschlichen Gefühle zu erinnern, die wir so oft
vergessen zu zeigen im alltäglichen Leben in der Hektik. Und die Beziehungen
die sich unwillkürlich zwischen den Menschen entwickeln, die Sympathie verstärkend,
besser als jeder Diplomat Beziehungen zwischen Völkern herstellen kann, keiner
dieser Staatsmänner kann die Menschen dazu bringen ihr Mitgefühl zum Andren
auszudrücken. Und wir durften das erleben.
Unsere Verwandten,
unsere Nächsten haben ihre so früh abgebrochenen Leben nicht umsonnst gelebt.
Die Erinnerungen an Sie werden in unseren Seelen aufbewahrt und geben uns die
Kraft weiterzuleben.
Ludmilla
Petrowskaja
Bei Druck oder Zitat (vollständig oder auszugsweise) ist ein
Verweis auf die Presseagentur „Bashinform“ unabdingbar.
Quelle: Elektronische Zeitung der Republik Baschkirien in
russisch.
http://www.bashvest.bashinform.ru/showinf.php?id=351
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